Almuth (Senta Berger) hat Geburtstag: Ritas (Cornelia Froboess) treue Putzfrau bringt auch prompt ihren Gatten Werner (Hansjürgen Hürrig) und eine herrliche Torte. Der von engagierter Hassliebe beseelten Freundschaft zwischen einer pedantischen Zahnärztin und ihrer impulsiven Putzfrau stehen neue. „Almuth und Rita“ (2014), die Geschichte einer eigentlich unmöglichen Freundschaft zwischen einer wohlhabenden Zahnärztin im Ruhestand und ihrer Putzfrau, lebte.
Hansjürgen Hürrig
Gangloff „Almuth und Rita“ (2014), die Geschichte einer eigentlich unmöglichen Freundschaft zwischen einer wohlhabenden Zahnärztin im Ruhestand und ihrer Putzfrau, lebte in erster Linie von den beiden Titeldarstellerinnen Senta Berger und Cornelia Froboess; die Handlung beschränkte sich darauf, die Gegensätze zwischen den beiden Frauen zu betonen. Der zweite Film mit dem dämlichen Titelzusatz „Zwei wie Pech und Schwefel“ ist keine Fortsetzung, sondern der Versuch, die gleiche Grundidee ein weiteres Mal auszuschlachten, diesmal aber ohne Witz und innere Spannung. Auch Stars haben gegen Klischeerollen keine Chance. Seit einiger Zeit versieht die ARD-Tochter Degeto ihre Freitagsfilme mit Titeln, die mindestens den Tatbestand der Verunglimpfung erfüllen; angesichts von Verirrungen wie „Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel“, „Mein Sohn, der Klugscheißer“ oder „Immer Ärger mit Opa Charly“ hinter denen sich durchaus anspruchsvolle Geschichten verbargen, ist der Unmut der Filmemacher mehr als verständlich.
Der Fortsetzung zur Alterskomödie „Almuth und Rita“ hat die Degeto den Titelzusatz „Zwei wie Pech und Schwefel“ verpasst, was zumindest bei Mitgliedern der Zielgruppe 50 plus umgehend die Assoziation zur gleichnamigen Haudraufkomödie mit Bud Spencer und Terence Hill (1974) wecken wird. Von diesem Niveau ist der Film mit Senta Berger und Cornelia Froboess zwar weit entfernt, aber ausnahmsweise ist die abschreckende Wirkung durchaus angebracht. Schon Teil eins (2014) war in erster Linie wegen der beiden großen Schauspielerinnen sehenswert: Berger als verknöcherte Almuth, geschieden, alleinstehend, als ehemalige Münchener Zahnärztin mit eigener Praxis aber vermögend; Froboess als Rita, eine lebenslustige Putzfrau aus dem ostdeutschen Umland Berlins, die sich lautstark im aufgeräumten Leben ihrer Arbeitgeberin breitmacht.
Foto: Degeto / Sabine Finger Rita (Froboess) überrascht Almuth (Senta Berger) mit einer Geburtstagstorte. Dem hat die Fortsetzung im Grunde nichts hinzuzufügen. Oft wirken solche Produktionen wie Remakes, weil sie die gleiche Geschichte noch einmal erzählen, aber selbst das trifft diesmal nicht zu. Die karge Handlung erinnert an Musikalben, die nach einem Überraschungs-Erfolg rasch auf den Markt geworfen werden, weil noch Material übrig war. Da die beiden Frauen ja schon in Teil eins so etwas wie Freundinnen geworden sind, müssen sie sich erst wieder entfremden, um erneut zueinander zu finden. Außerdem verliert Rita ihren Mann Werner (Hansjürgen Hürrig) und findet vorübergehend Trost bei Almuth, die allerdings rasch wieder ihren Eispanzer umschnallt.
Dass zudem noch ohne Vorwarnung ihre Tochter Kathrin (Aulitzky) samt Kindern vor der Tür steht, weil sie den Gatten beim Seitensprung erwischt hat, findet Almuth ausgesprochen lästig. Als Rita die Betten macht und Almuth ihre Tochter belehrt, sie solle die Kinder nicht an „Bedienstete“ gewöhnen, platzt der Putzfrau der Kragen. Diese Streitszene ist typisch für die unentschlossene Haltung des Films, der jede potenzielle innere Spannung im Keim erstickt: Rita wirft Almuth an den Kopf, sie tauge nichts und sei ein schlechter Mensch; anschließend erklingen auf der Tonspur fröhlich fiedelnde Streicher. Erneut hat sich Autorin Brigitte Blobel diverse Szenen ausgedacht, um die Verschiedenheit der beiden Frauen auf die Spitze zu treiben, aber Regisseur Nikolai Müllerschön ist es diesmal nicht gelungen, die Episoden zu einem Handlungsfluss zu verknüpfen. Deshalb wirkt „Zwei wie Pech und Schwefel“ (der Arbeitstitel, „Almuth und Rita räumen auf“, passte ebenfalls nicht zur Geschichte) wie eine Aneinanderreihung einzelner Ideen, von denen einige immerhin recht hübsch sind. Und natürlich macht es Spaß, Berger/Froboess zuzuschauen, auch wenn es selbst diesen beiden erfahrenen Schauspielerinnen kaum gelingt, die Klischeehaftigkeit ihrer Figuren aufzubrechen. Das gilt vor allem für Froboess: Frohnatur Rita lässt sich selbst durch Werners Tod nur vorübergehend aus der Bahn werfen und trägt ihr Herz auch weiterhin auf der Zunge.
Nikolai Müllerschön
Berger vermittelt immerhin den Zwiespalt, in dem Almuth steckt: Einerseits würde sie gern anders, andererseits kann sie nicht raus aus ihrer Haut. Im ersten Film hat Blobel ihre Antiheldin mit einer unterkühlten Mutter konfrontiert, nun spiegelt sie ihren Charakter in der Tochter: Kathrin will unbedingt vermeiden, eine ähnlich „eiserne Lady“ wie Almuth zu werden, neigt aber wie diese dazu, unbequeme Gespräche mit dem Ausruf „Schluss, aus, Themawechsel“ zu beenden, was zum Glück nicht mehr so inflationär oft vorkommt wie in Teil eins.